Zur Lage der Skisprungnation…

Wer kann sich noch an die guten alten Zeiten erinnern, als wir unserem Blog neben dem Namen rwrBrille auch noch einen Untertitel verliehen haben? Wahrscheinlich die Wenigsten. Sogar ich hab nachschauen müssen, um den genauer Wortlaut wieder in meinen RAM zu bringen. Er lautet übrigens „Der sinn(voll/los)e Senf zur Lage der Nation“ und in diesem „Stil“ will ich nun etwas zum Thema Skispringen verfassen.

Dominanz

Derzeit ist es schon gespenstisch im Skisprungzirkus. Ein paar Zahlen und Fakten:

Seit der Saison 2004/05 hat Österreich immer den Nationencup gewonnen. 2008, 2009 und 2011 waren die Gesamtweltcupsieger Österreicher. 2009 war es Simon Ammann. Auf den Plätzen 2, 3, 4 und 6 folgten Österreicher. Bei der Vierschanzentournee gab es seit 2009 vier verschiedene österreichische Sieger. FIS Team Tour und Skiflugweltcup gingen letztes Jahr auch an uns. Alles beeindruckende Rekorde doch es wird noch besser: Bei der Nordischen WM in Oslo im Februar gewannen wir alle Skisprungbewerbe inklusive zwei Doppelsiegen und 6 von möglichen 8 Medaillen bei den Herren.

Falls ihr nun denkt wir sind am Ende des Zahlenspiels liegt ihr falsch, denn es geht weiter mit der heurigen Saison: 11 Einzelbewerbe mit 9 rot-weiß-roten Siegen, davon je zwei 3-fach und 2-fach Siege. Schlussendlich gingen bis jetzt 19 von 33 Podestplätze an uns.

Das ist eigentlich alles was wir wollten. Nun sind wir im Prinzip dort, wo man alles erreicht hat. Wir können nur mehr unsere eigenen Rekorde schlagen. Auch wenn ich einer der größten Skisprungfans bin, hat man jetzt irgendwie beim Zuschauen so ein komisches Gefühl: Wenn ein Österreicher gewinnt, ist es schon fast normal. Man kann sich nicht mehr so richtig Freuen wie früher, wo es vielleicht nur ab und zu Siege gab. Falls nun jemand anderer gewinnt ist man enttäuscht. Also ist man irgendwie nie ganz zufrieden.

Die Konkurrenz schaut derzeit echt schlecht aus. Es gelingt am ehesten noch Anders Bardal oder ein paar Japanern mit den Österreichern mitzuhalten, alle anderen sind irgendwie nur Zuschauer, welche nur mit Windglück eine Rolle bei den Bewerben spielen.

Deswegen hoffe ich irgendwie – auch wenn es sich komisch anhört – auf „ausländische“ Siege in den nächsten Springen. Muss aber nicht gleich beim Kulm sein 😉

Freiluftsport

„Skispringen ist ein Freiluftsport“ hat man während der Vierschanzentournee öfters gehört. Praktisch kein Springen ging komplett reibungslos über die Schanze. Grund dafür war manchmal der Wind, was verständlich ist bei einem Sport bei dem es darum geht möglichst lange in der Luft zu bleiben, aber auch – was ich absolut NICHT verstehe – der Schneefall, welcher die Anlaufspur gefährlich machte. Das Problem war, dass sich der nasse Schnee nicht mit den Blasgeräten hinausblasen lies und sich in der Spur festsetzte, was zwei Probleme ergab: Die Anlaufspur wurde langsamer und die Balance in der Anlaufspur wurde gestört was – wie man in Bischofshofen gesehen hatte – sehr gefährlich werden kann.

Auf was ich hinaus will: Wir leben im 21. Jahrhundert, den Skisprungsport gibt es auch schon seit mehr als 100 Jahren und dann muss ein Bewerb bei einer WINTERsportart abgebrochen werden weil es SCHNEIT? Ich meine, so unwahrscheinlich ist es nicht, dass es im Winter schneit, oder? Mir kommt vor die Lösung des Problems wäre denkbar einfach: Wenn es schon möglich ist aus Schneemangel ca. 4000 Kubikmeter Schnee von irgendeinem Gletscher zur Schanze zu bringen, kann es wohl nicht so schwer sein ein Dach oder eine Plane über dem Anlauf zu errichten. Das ist ja nicht gerade ein Monsterprojekt.

Der zweite Durchgang gestern in Bischofshofen wurde abgebrochen, weil die Anlaufspur nicht mehr die gleiche Geschwindigkeit zuließ wie bei ersten 10 Springern des Finaldurchgangs. Wofür sind den die Gates da? Der Anlauf könnte ja einfach verlängert werden (ohne Punkteabzüge versteht sich). Aber dafür gibt es sicher Regeln, welche so etwas verbieten. Man sollte vielleicht darüber nachdenken solche Lösungsvorschläge in Betracht zu ziehen.

Ziehhhhhhh!

Auch wenn ich jetzt ein bisschen Kritik geübt habe, bleibe ich dabei: Skispringen ist der Beste Sport wo gibts! Deswegen freue ich mich auch schon seit fast zwei Jahren auf das kommende Wochenende am Kulm. Die Wettervorhersage ist derzeit ausgezeichnet und so steht dem zweiten Weihnachten nichts mehr im Weg 🙂


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