Mit dem E-Auto nach Südkroatien

Als wir vor zwei Jahren mit unserem damals neuen Hyundai Kona Elektro gleich nach Kroatien in den Urlaub sausten, war vieles noch ungewiss: Wo gibt es im Ausland Ladesäulen? Wie kann man dort laden bzw. bezahlen? Funkionieren die Stationen eh wirklich? Wie weit komme ich im Sommer mit Klimaanlage auf der Autobahn?

Heute hat sich hier einiges geändert: Es sind viele neue Ladestationen gebaut worden und diese sind auch alle im Internet mit aktuellem Status (frei, belegt, defekt) auffindbar. Im Jahre 2021 ist es eigentlich kein großes Thema mehr mit dem E-Auto in den Urlaub zu fahren. Vor allem in Österreich, der Schweiz, Deutschland, BENELUX und Skandinavien ist die Ladeinfrastruktur schon so gut ausgebaut, dass man in der Regel schon aussuchen kann und nicht mehr auf die eine vorhandene Station angewiesen ist.

Jedoch habe ich vor Kurzem einen Beitrag gelesen, welcher „nach Istrien geht’s ja noch, aber weiter runter würde ich nicht fahren“ oder so ähnlich lautete. Darum nun dieser Artikel um das Gegenteil zu beweisen 🙂

Die Strecke

Unser Urlaub ging heuer nach Orebić auf die Halbinsel Pelješac (etwas nördlich von Dubrovnik). Das sind 700 km und ungefähr sieben Stunden Fahrzeit (netto).

Um die Anreise etwas angenehmer zu machen, legten wir auch noch in der Nähe von Šibenik eine Übernachtung ein. Die Rückreise wollten wir aber direkt in Angriff nehmen.

Die Lademöglichkeiten

Bis Karlovac ist die Schnellladeinfrastruktur schon so dicht, dass es nicht mehr erwähnenswert ist, darüber zu schreiben. Dass dort – sowie aktuell noch allgemein in Kroatien – vorwiegend nur 50 kW Lader sind, könnte man noch als Kritikpunkt führen. Das ändert sich aber aktuell; Es gibt auch schon einige 175 kW Lader.

Danach wird es die kroatische A1-Autobahn entlang etwas dünner: Alle 30 bis 50 km findet sich dann meist ein Schnelllader (Triplecharger) pro Raststation. Seltener auch zwei.

Außerdem gibt es vor allem auf den südlicheren Inseln oft auch schon Schnelllader.

Daneben findet man natürlich auch ganz viele langsamere Ladestationen in den Urlaubsorten oder direkt bei Hotels. Diese sind auf der Karte unten nicht eingezeichnet.

Unser Hotel „Aminess Grand Azur“ in Orebić war auch mit Lademöglichkeit ausgestattet.

Die Stationen des Betreibers Elen (zu finden bei Raststätten mit Ina Tankstellen) sind seit Juli 2021 nur noch mit der Elen App aktivierbar, aber immer noch kostenlos. Glücklicherweise sind entlang der A1 die meisten Stationen von Elen. Einige sind noch von Mol und abseits der Autobahnen auch von der kroatischen Telekom.

Hier eine Übersicht (Screenshots von Chargeprice.app):

Schnelle Ladestationen im Norden von Kroatien
und im Süden

Unsere Erfahrung

Um 06:00 Uhr früh starteten wir von Raaba/Graz unsere Reise, damit wir an der Grenze möglichst Stau vermieden. Den ersten Ladestop und zugleich unser zweites Frühstück machten wir nach ca. 240 km (und 40% Akkustand) bei der Raststation „Vukova Gorica“ nahe Karlovac. Alle vier Ladestationen waren frei, die Fünfte leider außer Betrieb (aber das war schon im vorhinein bekannt). Hier wurde die Elen App das erste Mal ausprobiert und alles funktionierte. Nach 40 Minuten Pause ging es dann weiter.

Strömender Regen und fließender Strom in Vukova Gorica

Schon nach weiteren 160 km war die nächste kurze Ladepause (20 min) angesagt, weil wir mit etwas Puffer bei unserem heutigen Tagesziel ankommen wollten.

Volle Power beim HPC in Zir

Am Ziel angekommen (nach weiteren 120 km) besuchten wir die Wasserfälle im Nationalpark Krka. Der Großparkplatz war gut gefüllt, aber der kostenlose Schnelllader glücklicherweise frei! So konnten wir während des Mittagessens das Auto schon für den nächsten Tag vollladen. Alternativ hätten wir auch bei der Unterkunft eine Lademöglichkeit gehabt.

Schöneres Wetter beim Nationalpark Krka

Am nächsten Tag mussten wir nur mehr 200 km nach Orebić fahren. Bei einer WC-Pause legten wir auch noch einen ungeplanten (und auch nicht notwendigen) Ladestop ein. Der Strom war gratis, wir machten sowieso Pause. Also wieso nicht.

In Ploče wurden wir dann per Fähre nach Trpanj gebracht und 20 km später kamen wir gut bei unserem Hotel in Orebić an.

Beim Hotel war die Ladestation hinter Pflanzen versteckt und daher der Ladeplatz – trotz Kennzeichnung am Boden – sehr oft von Verbrennern zugeparkt. Das Hotelpersonal schaffte es dann aber uns einen Parkplatz in der Nähe der Ladestation zu verschaffen. Es hätte übrigens fünf Minuten entfernt auch noch einen Schnelllader gegeben.

So konnten wir dann unsere Rückreise mit vollem Akku antreten. Anfangs ging es 210 km zu einer Raststation nahe Skradin mit zwei Schnellladern. Es war Freitag und wir merkten in der Elen App, dass schon deutlich mehr Ladestationen besetzt waren. Hier waren aber beide frei. Kurz nach uns kam dann auch noch ein Nissan Leaf zur zweiten Säule.

Übrigens haben wir – vor diesem Nissan Leaf – südlich von Šibenik kein anderes E-Auto (nicht mal einen Tesla) mehr gesehen.

Vor dem Sveti Rok Tunnel war dann ein Unfall und laut Google Maps schon über eine Stunde Stau, daher hatten wir alle Zeit, das Auto auf 90% zu laden und einen Hotdog zu essen. Die Zubereitung des Hotdogs dauerte dann länger als die Ladung selbst.

Der Stau wurde in der Zwischenzeit leider noch länger. So verbrachten wir 1,5 Stunden in der Mittagshitze mit Stop & Go. Dabei verloren wir übrigens – entgegen kursierender Memes – kaum an Reichweite.

Nach 250 km erreichten wir mit 23% Akkustand wieder die Raststation Vukova Gorica. Zwei Ladestationen waren frei, eine belegt und zwei leider defekt. Kurz nachdem wir ansteckten waren dann alle Stationen belegt. Ein BMW i3, welcher 10 Minuten später eintraf, musste dann leider warten.

Beim McDonalds an der Raststation gab es extrem lange Wartezeiten und so war das Auto wieder fertig, bevor das Eis fertig war.

Nach weiteren 240 km Strecke und einer weiteren Stunde im Grenzstau erreichten wir mit 100 km Restreichweite unser Zuhause! E-Roadtrip geschafft!

Erkenntnisse

  • Staus sind viel lästiger als Ladepausen
  • Der Hyundai Kona ist ein super Auto um auf Urlaub zu fahren! Der niedrige Verbrauch (ca. 16,6 kWh/100 km bei Tempo 120) und der große Akku ermöglichen eine super Reichweite. Vor allem wenn nur 50 kW Lader verfügbar sind, ist das fast unschlagbar!
  • Zwischen Karlovac und Zadar / Split sollte die Ladeinfrastruktur vor allem für Spitzen im Urlaubsverkehr noch etwas ausgebaut werden.
  • Hotels sollten ihre Ladestationen besser vor Verbrennern schützen 😉
  • Wenn möglich an Wochentagen reisen, dann sind die Ladestationen sicher frei!
  • Wir haben die gesamte Hin- und Rückfahrt kostenlos geladen.
  • Derzeit gib es bei Elen und Mol noch kein Roaming (mit Plugsurfing, Shell Recharge etc. kommt man also nicht weit!)
  • Traut euch mit euren E-Autos weiter in den Süden zu fahren! Es geht, auch ohne Tesla (und eventuell auch bald mit den Superchargern für alle!)
  • https://www.chargeprice.app/ ist dein Freund beim Laden!

© 2009-2020 Die Rot-Weiß-Rote Brille Impressum