How To: Den eigenen WordPress-Blog als Buch drucken

Über die letzten Jahre habe ich viele Posts geschrieben und dabei dachte ich mir immer wieder, dass es nett wäre diese einmal als Buch zu drucken. Irgendwie ist ja „ein Buch schreiben“ auch so ein Bucket-List-Item 🙂

Heuer konnte ich mich dazu endlich überwinden und bin dieses Projekt angegangen! Anfangs ging ich mit einer naiven Erwartung an das Thema heran: „Da wird es schon so einen Online Service geben, wo man die Website-URL reinkopiert, die Lieferadresse sowie Bezahldaten angibt und drei Tage später ist das fertige Buch im Postkasten“.

So einfach war es dann leider doch nicht bzw. konnten die gefundenen Dienste nicht überzeugen, aber ich zeige euch nun wie ich es geschafft habe ein solides Buch zu einem fairen Preis zu drucken – ohne Print-Vorkenntnisse.

Und als Notiz am Rande: Mein Buch ist hauptsächlich für Familie und Freunde gedacht, es muss nicht veröffentlicht werden und im nächsten Buchshop stehen. 

Die Schritte in der Übersicht

  1. Thema und Posts auswählen 
  2. Export aus WordPress
  3. Nachbearbeitung des Inhalts & Export als PDF
  4. Nachbearbeitung des PDF
  5. Cover
  6. Druckerei finden & Drucken

Schritt 1: Thema und Posts auswählen

Anfangs wollte ich einfach alle knapp 300 Posts in ein Buch packen. Schnell realisierte ich aber, dass…

  • dies zeitlich extrem aufwendig sein würde (für mein Buch mit 16 Posts habe ich ca. 20-30 Stunden gearbeitet)
  • das Buch dann wahrscheinlich 1500-2000 Seiten haben wird, so dicke Bücher unpraktisch zum Lesen und auch sehr teuer im Druck sind
  • nicht jeder Post in Buch passt ist
  • die unterschiedlichen Themen des Blogs sinnvoller in unterschiedlichen Bücher zusammengefasst werden sollten.

Daher entschied ich mich dann für ein Buch mit 16 Posts über das Wandern. Am Ende hat das Ergebnis dann 160 Seiten inkl. vieler Fotos.

Schritt 2: Export aus WordPress

Hier wird es nun viel technischer: Ich habe mir folgendes kostenloses WordPress Plugin installiert: Kalin’s PDF Creation Station.

Dabei kann man bestimmte Posts auswählen, wie Titel und weitere Meta-Daten (Datum, Autor…) integriert werden sollen und dies dann als PDF oder HTML exportieren.

Ich habe mich für die HTML-Variante entschieden, da hier Nachbearbeitungen einfacher möglich sind und die Formatierung des PDF-Exports sehr, sehr wahrscheinlich nicht zufriedenstellend sein wird!

Schritt 3: Nachbearbeitung des Inhalts & Export als PDF

Dieser Schritt wird euch am Längsten beschäftigen und wenn HTML & CSS nicht euer Freund ist könnte es auch schnell noch viel länger dauern!

Die Grundidee hier ist, dass der HTML-Export nun über den (Chrome-)Browser als PDF gespeichert wird. Man öffnet also die HTML-Datei -> Seite drucken -> Als PDF speichern.

Hier sollte man sich dann schon auf ein Format (z.B. A4 oder A5) festlegen, damit man immer weiß welcher Inhalt auf welcher Seite zu finden sein wird. Außerdem kann man die Abstände vom Rand manuell definieren bzw. Kopf und Fußzeile ausblenden (was sehr zu empfehlen ist, da man diese nicht manuell verändern kann).

Nun beginnt die Formatierungsarbeit, wobei ich besonders auf folgende Punkte geachtet habe:

  • Wähle ein gut zu lesende Schriftart (z.B. Merriweather als Google Webfont) und einen nicht zu kleinen Zeilenabstand sowie eine passende Schriftgröße (ich habe als Vergleich ein echtes Buch neben meinen Bildschirm gehalten)
  • Beginne jeden Artikel auf einer eigenen Seite. Dies kannst du einfach über CSS lösen: page-break-before: always; bei jeder <h1> Überschrift.
  • Grafiken auf 100% Breite festlegen oder zentrieren, wenn sie zu hoch sind.
  • Leere Seiten können einfach mit <h1></h1><br> eingefügt werden.
  • Ein Inhaltsverzeichnis kann einfach über eine HTML-Table eingefügt werden. Die Seitenzahlen am Anfang freilassen und erst ganz am Ende – wenn alles fertig formatiert ist – eintragen.
  • Hyperlinks entweder gleich wie Text formatieren bzw. womöglich Text umschreiben, wenn der Link als Kontext für den Text relevant ist.
  • Grafiken und Absätze so verschieben, dass so wenig wie möglich Platz am Ende jeder Seite ist. Dies reduziert auch die Seitenanzahl und spart Geld und Papier.
  • Überschriften wenn notwendig manuell auf die nächste Seite „brechen“, damit sie nicht am Ende einer Seite landen.
  • Grafiken sollten eine gute Auflösung haben.
  • iFrames etc. rauslöschen

Dabei dann immer wieder die Druckvorschau vergleichen, bis es irgendwann am Ende dann passt! (Nun kann man auch die Seitenzahlen ins Inhaltsverzeichnis eintragen.)

Jetzt hat das Buch schon einen guten Inhalt und du schon ein PDF.

Schritt 4: Nachbearbeitung des PDF

Klein aber oho: Über dieses Tool kann man einfach Seitenzahlen zu einem PDF hinzufügen. Ich habe die Seitenzahlen zentriert gesetzt, damit es keine Probleme mit einem potenziell ungleichen Abstand von der Seite gibt.

Außerdem habe ich die Seitenzahl auf den ersten Seiten ausgelassen und erst ab dem ersten Artikel eingefügt. In meinem Fall war dies z.B. Seite 4.

Schritt 5: Cover

Hier kann man kreativ werden und das auch ohne Photoshop-Experte zu sein. Auf meinem Linux-PC habe ich hier einfach das Front- und Back-Cover in Google Slides (äquivalent zu Powerpoint) erstellt!

Dort kann man das Layout auf A5 ändern und auch schon loslegen. Wer eine Inspiration braucht, muss sich einfach nur Cover von anderen Büchern anschauen.

Schritt 6: Druckerei finden & Drucken

Nach kurzer Recherche kamen für mich folgende Möglichkeiten für den Druck in Frage (Preisreferenz: A5 Softcover mit 159 Seiten und 123 Farbseiten):

  • ePubli.de: 1 Stück = ~23€, 15 Stück = 338€
  • Bookmundo.de: 1 Stück = ~20€, 15 Stück = 270€
  • ÖH Servicecenter Graz (Druckdienst für die Uni in meiner Stadt): 1 Stück = 30€, 15 Stück = 150€

Preislich und auch aus Sicht des Service (Probedruck einfach möglich, Abholung und Nachfragen vor Ort) und der Regionalität war hier für mich das ÖH Servicecenter unschlagbar.

Drei Tage nach Upload der Daten hatte ich das fertige Ergebnis in der Hand!

Zusammenfassung

Mit etwas Geschick in HTML und CSS schafft man es auch als Print-Laie mit relativ wenig Aufwand ein gutes Buch aus seinem WordPress Blog zu erstellen.

Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: nik(at)isvoi.org


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