SCJP – Eine Kurzgeschichte

Tanja und ich befinden uns im Anmeldezimmer für die Prüfung. Es ist 09.45 Uhr. Gleich können wir unser Wissen in puncto Java SE 6 unter Beweis stellen. Aber was um alles in der Welt brachte uns in diese gottlose Situation?

<History> Um eine Antwort auf diese Frage zu finden müssen wir weit zurückblättern in den Annalen unserer Schule, genauer gesagt bis zum September 2009, als uns der Freigegenstand „Java Zertifizierung“ angeboten wurde. Hierfür meldete sich ein gut(t)es Dutzend Schüler aus unserer Klasse an, einerseits um das Zeugnis aufzuwerten, andererseits um die Zeit bis Spanisch zu überbrücken, aber es gab auch ein paar (nicht viele) Kandidaten, welche wirklich das Ziel hatten, am Ende des Schuljahres Sun Certified Java Programmer zu sein.

Zu diesem Zeitpunkt wusste natürlich niemand, dass es niemals dazu kommen würde. Einerseits übernahm Oracle im Jänner 2010 Sun (dadurch würden sie nicht mehr Sun sondern Oracle zertifiziert sein :P), andererseits weil es niemand durchzog (bzw. durchziehen konnte, aus welchen Gründen auch immer) sich am Ende des Jahres für die Prüfung anzumelden. Unser Lehrer für dieses Fach der dunklen Künste war übrigens ein bis dato nicht ganz unbekannter Didi Völk, welcher nach eigenen Angaben „mit uns mitlernte“ um auch die Prüfung zu machen. Was aus ihm bzw. seiner Prüfung geworden ist weiß niemand…

Als Ausrüstung konnten wir uns einen 850-seitigen Schwaden um 35€ anschaffen. Außerdem wurde die Prüfung durch einen, dank Voucher, niedrigen Preis von 30$ statt 238€ sehr attraktiv gemacht. Dieser Voucher war ein Jahr gültig, meiner bis 1. Mai 2011. Das war jedoch von Schüler zu Schüler unterschiedlich. Manche haben bis jetzt immer noch keinen Voucher bekommen.

Von Juni 2010 bis Anfang 2011 war Stille, Leere, einfach nichts. Am besten man sprach nicht darüber, sonst wurde man schief angeschaut. Und das SCJP-Buch stand im Bücherregal ohne jemals berührt zu werden. Doch, ich glaube es war Februar dieses Jahres, fragte mich Tanja ob wir uns endlich einmal für die Prüfung anmelden, da sie sonst verfällt. Und besser nicht schaffen als gar nicht erst anzutreten.

Auf prometric, der Onlineplattform für solche Prüfungen konnte man sich anmelden. Die Prüfungen finden im BFI Graz (nähe FH Joanneum) zwei Mal die Woche von 08.00-16.00 statt. Wir meldeten uns für 10.00 Uhr an. So erster Schritt geschafft. Zweiter Schritt: Lernen! Jetzt wirds langweilig. Wir haben eh noch Zeit. (Fast) jeden Sonntag im März machten wir die Fragen zu einem Kapitel. Bis vier Tage vor der Prüfung noch 5 Kapitel übrig waren.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich 0 Seiten aus dem wirklich Inhalt des Buches gelesen, nur Fragen geübt. Dann habe ich mir gedacht es wird schön langsam Zeit etwas Gas zu geben und die letzten 3 Tage lernte ich wirklich 2-3 Stunden pro Tag. Ich war zwar nie überzeugt die Prüfung zu schaffen, aber was solls. Am Abend vor der Prüfung hatte ich alle Fragen durchgemacht (ca. 10% richtig) und 1/4 des Buches mehr oder weniger bewusst gelesen.

Dadurch war ich natürlich auch nicht nervös. Ich kann es ja gar nicht schaffen. Außerdem bin ich mitten in der Nacht glücklicherweise aufgewacht und mir gedacht „Reisepass nicht vergessen“. Am nächsten Tag ging is früh am Morgen auf nach Graz… </History>

Nun stehen wir beide im BFI um nur noch eine Art AGB zu unterschreiben, auf dem zu lesen war, dass wir rein gar nichts über die Prüfung ausplaudern dürfen (Oops!) oder keine Waffen ins Test Centre mitnehmen dürfen usw., bevor der Spaß losgeht.

War sind die einzigen welche zu dieser Prüfung antreten. Nun geht es auf ins Test Centre einen Raum mit ca. 10 PCs und zwei Webcams zur Videoüberwachung. Jetzt geht’s los! Für die englische Prüfung haben wir für 60 Fragen 180 Minuten Zeit. Der Pass Score liegt bei 35 Fragen (also 58%). Bei der deutschen Prüfung liegt er übrigens höher und zwar bei 65% bei 72 Fragen und 210 Minuten. Da wir uns aber beiden für die englische Version entschieden haben war das ganze einfacher.

Die Prüfung selbst erscheint mir einfacher als die Fragen im Buch. Wahrscheinlich auch, weil man die Anzahl der richtigen Antworten wusste. Im Buch stand bei jeder Frage „Choose all that apply!“.

Nach ein bisschen mehr als 1,5 Stunden war ich dann fertig. Irgendwie war ich positiv gestimmt, aber das war ich im Buch auch als ich die Antworten zu den Fragen noch nicht wusste.
Kurz nachdem ich den Raum verließ folgte auch Tanja, welche, gleich wie ich, verunsichert war.

Wir gingen zurück zum Anmeldezimmer, wo unsere Ergebnisse im Drucker lagen. Nervösität++; Doch der Raum war versperrt und niemand saß drin. Fünf Minuten später kam dann die Prüfungsleiterin aus Lift. Nervösität*=2; Sie sperrte auf und nahm die Dokumente aus dem Drucker. Nervösität*=Nervösität; Ja, jetzt war ich wirklich nervös.

Dann kamen die erleichternden Worte: „Herr Hösl, sie haben bestanden! Und Frau Grill, sie auch!“ Überglücklich nahm ich mein Ergebnis entgegen. Knapp aber doch. 60% und 36 richtige Fragen. Ca. wie beim FCE. Tanja hatte übrigens satte 81%!

Nun kann das Buch wieder zurück das Regal und verstauben bis in die Unendlichkeit, denn jetzt sind wir durch!

  • Tanja

    Ja, des war ja recht a liabe Gschicht…
    Bin froh, dass wir es versucht haben, ist ja eh ganz gut ausgegangen 🙂

  • Matthias

    Gratulation euch beiden! Ich habe diesen „Spaß“ noch vor mir 🙂

  • Gabi

    Gott sei Dank bist noch mitten in der Nacht aufgewacht und hast an den Reisepass gedacht!! 😛
    Gratuliere Mr Nik und Ms Tanja!

  • Raphael

    Geile Story!
    Ich hab selbst in 1 1/2 Wochen SCJP und dachte mir andere Leute würden mehr lernen^^


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