Wenn der Grimming mein Lieblingsberg ist, so kann man das Tote Gebirge und das Dachsteinmassiv meine Lieblingsgebirge nennen. Dies wohl auch aufgrund der Nähe zu meiner Heimat, aber nicht nur: Beim Dachstein weiß eh jeder warum; das Tote Gebirge ist – abgesehen von den Nordwänden des Priel und Schermberg, welche von fast ganz Oberösterreich zu sehen sind – nicht ganz so berühmt, was wahrscheinlich auch ein Grund ist, warum ich es so mag: Es ist 1130 km² (ca. 3x so groß wie Wien) fast unberührtes Land. Abgesehen von ein paar Hütten und Wanderwegen gibt es auf dieser fast vegetationslosen Hochebene nichts künstlich Erschaffenes. Der Westen ist mit ca. 1600 m noch etwas niedriger und bewaldet, im Osten hingegen regiert der blanke Fels: Es ist grau in grau wo man auch hinsieht und überall herrscht Totenstille. Der höchste Gipfel dieser Mondlandschaft ist der Große Priel mit 2515 Metern.
Im Westen war ich schon am Appelhaus und der Pühringerhütte. Leider habe ich den Osten noch nie aus der Nähe sehen dürfen. Dies sollte sich jetzt ändern. Tanja hat mir zum Geburtstag einen Hüttenschlafsack inkl. Übernachtung geschenkt, welche nun eingelöst werden sollte. Auf den Priel kommt man entweder über das Prielschutzhaus von Hinterstoder oder über die Welser Hütte vom Almtal. Aufgrund dessen exponierter Lage vor der Prielnordwand wurde die Welser Hütte als Stützpunkt gewählt. Freitag nach der Arbeit ging es dann erst einmal zur Hütte. Am Samstag dann auf den Gipfel und zurück.
Blick von der Talstation der Materialseilbahn auf die Schermbergnordwand sowie erstmals zur Hütte (am Foto schwer erkennbar).
Von Linz ist man in 1:15 Stunden im Almtal, wo Tanja und ich beim Almtaler Haus auf dem sehr vollen Parkplatz parkten. Nach einer gemütlichen Stunde auf dem Forstweg neben einem wasserlosen Flussbett erreichten wir die Talstation der Materialseilbahn zur Hütte. Von nun an ging es steil bergauf und teilweise versichert in zwei Stunden zum Tagesziel. Bei der Hütte angekommen war es bereits 18:30 Uhr und doch teilte uns der Hüttenwirt mit, dass er immer noch ca. 30 weitere Wanderer erwarte. Für Samstag war sogar die ganze Hütte – immerhin Platz für 108 Personen – ausgebucht.
Unser Abendessen konnten wir dann wohlverdient – immerhin 1000 Höhenmeter – bei einem traumhaften Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen. Am Nebentisch konnte man nicht überhören, dass eine Dame extra einige 2-Euro-Münzen sowie zwei Handtücher für die warme Dusche mitgebracht hat. Nachdem der Hüttenwirt sie dann über das fehlende Warmwasser aufklärte wurde diese schnell ganz leise. Minuten nach dem letzten Sonnenstrahl wurde es gleich spürbar kälter und wir gingen in die Hütte um den Abend – mit dem besten Zwetschkenkuchen ever! – ausklingen zu lassen.
Tanja bei der Ankunft auf der Welser Hütte
Am nächsten Tag um 7:30 Uhr ging es dann an die nächsten 800 Höhenmeter zum Gipfel. Viele Wanderer der Hütte teilten den gleichen Weg oder gingen über den Tassilo-Klettersteig auf den Schermberg. Die Temperatur war wärmer als erwartet und noch ohne direkte Sonne, da man sich relativ lange im Schatten des Priel aufhielt. Nach 1:15 Stunden erreichten wir den Fleischbanksattel, wo einen der erste beeindruckende Weitblick über das kahle Karstplateau erwartete. Von hier aus sieht man bereits die Spitzmauer und den Temlberg, sowie im Hintergrund den Dachstein und den Gosaukamm.
Die nächsten 45 Minuten waren wahrscheinlich die langweiligsten auf der ganzen Tour. Es ist mehr oder weniger ein ständiges Warten, bis man über den Rücken des Priel endlich seinen Gipfel sieht. Die Aussicht nach hinten mag zwar schön sein, aber man geht ja nicht verkehrt. Nachdem man das erste Mal das Kreuz erblickt, geht es nur mehr 30 Minuten über den Gipfelgrat. Hier sieht man 800 Meter tiefer die Welser Hütte und 1000 Meter darunter das Almtal mit dem Hintergedanken, dass man da wieder runter muss. Aber vorher gehts ja noch ein paar Meter zum Gipfel 🙂
Tiefblick auf die Welser Hütte
Nach insgesamt 2:30 Stunden von der Hütte oder 5:30 Stunden vom Tal sind wir dann auf dem höchsten Punkt mit seinem riesigen roten Kreuz angekommen. Hier erwartet einen ein 360°-Blick vom Stodertal über das Tote Gebirge, den Grimming, Dachstein, Traunstein und sowieso ganz Oberösterreich. Hier könnte man bleiben.
Am selben Weg ging es nun wieder bergab und bergab und bergab… Nach 3:30 Stunden waren wir dann wieder im Tal. Auf dem Forstweg zum Almtaler Haus wollte uns sogar noch ein Jeep mitnehmen. Aber auf der Zielgerade gibt man auch nicht mehr auf. Geschafft!
Tanja sichtlich erfreut beim Almtaler Haus
PS: Am Tag danach hatte ich schlimmere Spatzen in den Wadeln als beim Wandern ans Meer…
Gratuliere! Danke für den Bericht und die Fotos. Vielleicht schaffen wir die Tour nächstes Jahr – ivh bin schon gespannt ?. Wann begeht ihr den Klettersteig?
Sehr schöne Wanderung und ein interessanter Bericht!!!
Tanja’s Pace ist wahrscheinlich einfach schneller gewesen als von uns 😉