Schneegestöber im Toten Gebirge

Vor sechs Jahren haben wir unsere vielleicht abenteuerlichste Wanderung in den Alpen unternommen. Lange habe ich es bereut, nicht darüber geschrieben zu haben. Jetzt ist mir die #bergerlebnis Storytelling Challenge untergekommen und ich habe die Chance ergriffen teilzunehmen. Wenn euch die Story gefällt, bitte hier ein Like zu hinterlassen. Los geht’s:

Wir schreiben den 24.09.2014. Ich erinnere mich noch als ob es gestern gewesen wäre. Heute sollte unsere jährliche HTLer-Wanderung starten, doch wie es zu dieser Jahreszeit leicht passieren kann, ist das Wetter im Ausseerland mit fünf Grad und Regen nicht einladend. Das Tote Gebirge sollte bestiegen werden, inklusive einer Übernachtung im Appel-Haus, welches eine Woche später in die Winterpause geht.

Matzi, Gernot, Christoph und ich sitzen beim Frühstück in Bad Mitterndorf und prüfen die Lage. Am Nachmittag soll es aufreißen und am nächsten Tag ganz wolkenlos sein. Daher wollen wir es unbedingt durchziehen!

Grundlsee, 11 Uhr. Am Startpunkt sieht es immer noch nicht nach Besserung aus und bei einer weiteren Pause im örtlichen Cafe fragt sich der Wirt ob überhaupt jemand auf der Hütte sei. Da wir aber reserviert haben, waren wir sicher.

Wir brechen auf! Vier Stunden sind es zur Hütte. Dass der Weg anfangs durch den Wald verläuft, kommt uns zugute, denn wir werden nicht so schnell nass. Es regnet jedoch weiter. Ab ca. 1000 Meter wird der Regen zu Schnee. Matzi’s Schlafsack schaut halb aus dem Rucksack raus und ist wahrscheinlich nicht mehr ganz trocken. Weiter oben sehen wir schon den Rand des Hochplateaus: Alles weiß. Je weiter es nach oben geht, je mehr wird der Weg vom Schnee bedeckt. Ein Ende des Niederschlags ist leider nicht in Sicht, hoffentlich zieht jetzt kein Nebel herein.

Am Plateau angekommen liegt der Schnee 10 cm hoch und der Weg ist nur mehr schwer zu erkennen. Keiner von uns war schon jemals hier und heute kann uns auch niemand anderer helfen. Handyempfang gibt es hier keinen. Laut Karte haben wir den Großteil der Strecke aber schon hinter uns. Jetzt noch eine Stunde durchbeißen und nicht vom Weg abkommen.

Wie Pfadfinder arbeiten wir uns Meter für Meter vor. Es hört zu schneien auf, doch wir sind schon alle durchnässt. Ein Tafel birgt Hoffnung: Nur noch 15 Minuten bis zur Hütte! Danach taucht die Hütte auf und die Wolken reißen auf! Geschafft!

In der Hütte angekommen, sind wir neben zwei Damen, welche das Wetter abwarten, die einzigen Gäste. Der Wirt serviert uns den besten Kaiserschmarren der Welt und wir genießen die Zeit.

Am späteren Nachmittag gehen wir noch einmal raus. Es ist mittlerweile wolkenlos und fast totenstill. Nur die Hirsche hört man brunften. Gerade bin ich eins mit der Natur.

Am nächsten Tag geht es über den Redenden Stein und das Wildgößl zurück zum Grundlsee. Wie erwartet herrscht prächtiges Wetter, doch sind die Wege noch mit Schnee bedeckt. Im Vergleich zum Vortag ist es jedoch fast wie ein Spaziergang und so können wir schon nach kurzer Zeit vom ersten Gipfel den faszinierenden Blick über die kilometerweite Mondlandschaft des Toten Gebirges genießen.

Als es dann nach dem Wildgößl bergab geht, geht uns fast das Trinkwasser aus, obwohl rundherum Schnee liegt. Am Ende des Tages erreichen wir dann den Parkplatz mit einem knackigen Sonnenbrand.

Es sollte nicht unser letztes Abenteuer bleiben.


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