Nachdem ich es vor zwei Jahren verabsäumte, über unsere zweite Wanderung ans Meer zu berichten, freue ich mich diesmal ein paar Worte über unsere diesjährige Tour zu verlieren. Diese wurde von 17.-21. Juli unternommen. Bei der ersten Tour standen drei Tage Wandern, ca. 75 km und einige Höhenmeter an. Auf der Parenzana waren es dann schon 82 km in vier Tagen, jedoch großteils im flachen Gelände (dafür mit wenig Schatten). Heuer musste dieser Trend (zumindest der Trend mit mehr Kilometern) natürlich fortgesetzt werden: Die Anzahl der Tage blieb gleich, die Distanz wurde auf ca. 93 km geschraubt und ein paar Berge haben wir auch noch untergebracht. Die Route (hier als Karte) ist übrigens der rote Via Alpina Weg und davon die letzten fünf Etappen. Und so machten sich fünf CDHler auf, von Slowenien aus das Meer zu erobern…
Tag 1
Um 6:30 Uhr war Abfahrt in Lebring. Heuer war neben Rufus, Matzi, Gernot und mir diesmal auch Dominik mit dabei, welcher sich anfangs auf eine „gemütliche“ Wandertour einstellte. Gemütlich war es eh… am Abend im Bett dann.
Nach einer relativ kurzen Fahrt von zwei Stunden und einer Provianteinkaufspause beim lokalen Hofer, waren wir gegen 9:00 Uhr an unserem Startort in Logatec (zum Vergleich waren wir vor vier Jahren mit dem Zug erst um 12:30 Uhr am Startort). Die meisten hatten von den Strapazen der letzten Male gelernt und ihr Rucksackgewicht so gut es ging reduziert. Nur Matzi wollte es noch einmal wissen und ging mit guten 12 kg auf die Reise. Abmarschbereitschaft hergestellt! Auf in den ersten Tag mit gemütlichen 19 km.
Los ging es flach aus dem Ort hinaus auf einer Asphaltstraße, der Rucksack angenehm leicht, die Schuhe mit 100%-Blasenfrei-Garantie sitzen perfekt, das Wetter bleibt die nächsten fünf Tage wolkenlos und nicht zu heiß… was kann da noch schief laufen? Bald bogen wir in die einzige lange Steigung des Tages in eine Forststraße ab, es waren ca. 400 hm und 11 km bis zur Mittagspause. Bald trennte sich eine Spitzengruppe (Gernot + Rufus), welche nicht nur spitze in Bezug auf ihr enormes Gehtempo war, sondern auch in der Anzahl an übersehenen Abzweigungen (aka „unerlaubtes Verlassen des Kurses“). Am zweiten Tag schafften sie es sogar mindestens drei Mal!
Als wir kurz nach 11 Uhr das Gasthaus am höchsten Punkt der Tagesetappe erreichten, freuten wir uns schon auf eine kühle Erfrischung, was uns jedoch erschwert wurde, da das Gasthaus geschlossen hatte. Es sollte nicht das letzte geschlossene Gasthaus bleiben. Zumindest bot uns das Haus Schatten und schöne Sitzgelegenheiten. Jause hatten wir zu diesem Zeitpunkt sowieso noch genug. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass ich der Blasenfrei-Garantie doch nicht ganz vertrauen konnte… aber es waren eh nur mehr 82 km bis ans Ziel. Und außerdem gab es sowieso nur eine Möglichkeit: Weitergehen!
Nach 1,5 Stunden erreichten wir mit der Höhlenburg Predjama um 13:30 Uhr das Tagesziel. Wir alle? Nicht ganz… die Spitzengruppe hatte kurz vor dem Ziel eine Abzweigung übersehen und verpasste somit das erste Bier 😉
Das erste Bier vor dem Höhlenschloss Predjama
In Predjama vor der Höhlentour
Da noch genug Zeit und Motivation vorhanden waren, begaben wir uns noch auf eine Höhlenerkundungstour und schauten uns die Burg an. Danach ließen wir den Tag in unserer Unterkunft, dem Gostilna Požar, mit guter slowenischer Hausmannskost, Bier und Schnapsen ausklingen. Von dort konnten wir auch den Berg Nanos – das wichtigste Zwischenziel von Tag 2 – in weiter Ferne erkennen. Gute Nacht!
Tag 2
Der zweite Tag war von Anfang an die Königsetappe der Tour. Ich wollte die Tour sogar von 32 auf 27 km verkürzen und dabei den Nanos umgehen, dies wurde jedoch demokratisch verhindert. Matzi brachte dies besonders treffend auf den Punkt: „Eine Abkürzung gehen wir allerhöchstens nur dann, wenn sie die Route verlängert!“. Geistig habe ich mich eh schon am ersten Tag darauf eingestellt, körperlich wurden am zweiten Tag die Socken gewechselt, noch mehr Blasenpflaster (auf meine mittlerweile drei großen Blasen) und Hirschtalg auf den gesamten Fuß aufgetragen. Nach einem besonders ausgiebigem Frühstück – sogar mit frischen Palatschinken! – im Gostilna waren wir um 7:15 Uhr abmarschbereit.
Die (zumindest meine) ersten Schritte glichen – wie nach jeder Pause in den folgenden Tagen – eher denen von Zombies aus The Walking Dead als von Wanderern. Nach kurzer Zeit erreichten wir eine Wandertafel wo der Nanos mit vier Stunden angeschrieben war. Die Gehzeiten der Via Alpina Webseite glichen mit 2h 45min eher unserem Tempo. Matzi, Dominik und ich gingen „eher“ gemütlich, die Spitzengruppe war bald wieder auf und davon. Nach einer Stunde erreichten wir die Abzweigung wo wir die vorher angesprochene Abkürzung nehmen hätten können. Wie der Zufall es wollte kamen uns hier Rufus und Gernot entgegen, welche unfreiwillig diese Abkürzung erkundet hatten. Da sie wieder zurückkamen, schien sie nicht besonders attraktiv und so startete der Sturm auf den Nanos!
Dieser zeigte sich gleich von Beginn an von der härtesten Seite: Während steile Hänge in Österreich über Serpentinen gelöst werden, stechen die Slowenen ihre Wege lieber direkt, extrem steil und grob hinauf. Habe ich schon erwähnt, dass Gernot und Rufus gleich wieder außer Sichtweite waren? Als ich bei einer kurzen Pause dachte, dass die beiden wahrscheinlich schon bald am Gipfel sind, keuchten zwei Gestalten den Weg herauf. Ich brauche nicht zu erwähnen, um wen es sich handelte…
Eine halbe Stunde später erreichten wir den wunderschönen Gipfelbereich, welcher vom Tal karg und unbewaldet gewirkt hatte, jedoch einen wunderschönen Park mit Schutzhütte bot. Das erste Drittel war geschafft!
Am Gipfelbereich des Nanos
Ausblick Richtung Tagesziel: „Nur“ mehr 20 km
Steil bergab ging es nun ins erste „größere“ Dorf Razdrto. Dort angekommen fanden wir einen Friedhof vor, auf dem wir hofften, den Wasservorrat aufzufüllen. Bisher waren Friedhöfe immer ein Garant für das kühle Nass gewesen. Diesmal leider Fehlanzeige. Zum Glück gab es auch noch einen Supermarkt! … welcher leider (für immer) geschlossen hatte. Aber das gute alte Gasthaus um die Ecke! … war heute leider auch zu. Schlussendlich fanden wir doch noch eine eher unscheinbare Bar, wo wir uns einen Mittagsradler gönnten. Wenn wir hier übernachtet hätten, wäre uns sogar ein Swimmingpool zur Verfügung gestanden. Aber 17 km Wandern ist eh auch schön. Mit Blasen und so. Ab nun wurde die Markierung immer schlechter. Der Weg ging über ungemähte Wiesen und durch dichte Wälder. Dank GPS schafften wir es bis 15 Uhr nach Senožeče, dem ersten Ort mit offenem Supermarkt! Jetzt waren die Kräfte schon sehr geschwunden und auch eine Pause konnte den Akku nicht mehr viel auffüllen. Zur heißesten Tageszeit standen noch die letzten 10 km vor uns. Durchbeißen!
Als es nur noch 5 km waren, trickste eine gefinkelte Abzweigung die Spitzengruppe aus. Sie würden wahrscheinlich immer noch unterwegs sein, hätte ich sie nicht auf den rechten Weg zurückgeführt. Nach drei Umwegen zeigten auch sie schon leichte Ermüdungserscheinungen. Den Rest gab uns dann ein Flugfeld, welches wir in der prallen Sonne durchschreiten mussten.
Es waren nur mehr 600 Meter. Ich war am Ende. Zwar hatte ich noch genug Wasser, aber weder Durst, noch irgendeine Motivation zu sprechen. Wie in Trance schlenderte ich Richtung Matavun. Kurze Zeit später tauchte neben uns der Abgrund zu den Höhlen von Škocjan auf. Normalerweise wäre ich verrückt danach und würde aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. 100 Meter ging es hier leicht bergab! Heute genügte mir aber ein kurzer Blick und ich ging weiter. Schritt.. für Schritt… Ich kannte diese Situation bereits. Vor vier Jahren erging es mir am ersten Tag ähnlich. Daher wusste ich auch, dass es auch mit einer langen Pause wieder besser werden wird. In die anderen konnte ich nicht hineinblicken, aber ich schätze, ihnen ging es ähnlich (wenn auch vielleicht nicht sooo schlecht). Dann erreichten wir die Unterkunft. Es war geschafft! Die Erleichterung war unübertrefflich! Auch wenn niemand von uns zweifelte die Etappe zu schaffen, war es doch ein Sieg. Mittlerweile war es 18 Uhr. Mein Orbit zeigte über 42.000 Schritte an. Dass das einzige Gasthaus geschlossen hatte (und wir dabei 1,5 Bonuskilometer marschierten) war Nebensache, die Kantine des Höhlenbesucherzentrums (mit dem bisher „freundlichsten“ Kellner der Tour) konnte noch mit Sandwiches und Radler aushelfen. Ich brachte nur ein paar kleine Bissen runter. Den Rest gibts morgen zum Frühstück. Gute Nacht.
Tag 3
An diesem Tag starteten wir um 7:35 Uhr. Davor wurde wieder der ganze Körper in Hirschtalg getunkt um möglichst alle Reibstellen zu vermeiden. Teilweise konnte man den Übergang zwischen Socken und Blasenpflaster nicht mehr erkennen. Sie waren Eins geworden. Auf meiner größten Blase waren mittlerweile zwei große Blasenpflaster fixiert mit zwei Streifen Hansaplast, was die Schmerzen, so weit es ging, reduzierte. Tag 3 hatte zwar 26 km zu bieten, jedoch mit weit weniger Höhenmetern.
Los ging es wieder langsam im Zombieschritt, die Nacht hatte aber doch wieder einige Kräfte und Motivation zurückgeholt, sowie einige Gelsenstiche hinterlassen. Die erste Teiletappe ging relativ flach nach Lokev. Danach wurde der Weg immer dichter und dichter. Im „Dschungel von Lipica“ benötige man fast schon ein Buschmesser um voranzukommen, der Weg schien selten begangen. Zwischendurch hüpfte sogar ein Rehbock vor uns vorbei. Nach einer Stunde ging es wieder kurz in die Zivilisation, wo wir die Einfahrt zum Gestüt Lipica zu Gesicht bekamen. Nun stand mit dem Kokos und 260 hm die einzige „kleine“ Bergwertung des Tages an. Bergauf war zwar anstrengender; die Füße schmerzten jedoch nicht ganz so viel. Diese Bergetappe fiel jedoch ungewöhnlich kurz aus und nach einer halben Stunde waren wir am Gipfel, wo uns – wie soll es anders sein – eine geschlossene Schutzhütte erwartete. Zumindest waren wieder genug Tische und Bänke für die erste längere Pause vorhanden. Ab jetzt ging es laut Karte bis zum Ende des Tages „nur mehr bergab“. Was die Karte sagte, war der Realität natürlich ziemlich egal.
Es waren nur mehr knapp fünf Kilometer bis aus „dober dan“ „buongiorno“ wurde. Auf dem Weg dorthin drehte sich unser Glück kurzerhand und wir fanden mitten im Wald einen Wasserhahn mit frischem, kaltem Trinkwasser. Danach ging es bergab und über die grüne Grenze nach Italien. Im Grenzort Pesek war unser Mittagessen geplant. Google Maps zeigte drei Restaurants an: Wie nicht anders zu erwarten hatten zwei davon geschlossen und eines hatte überhaupt dicht gemacht. Einen Joker hatten wir noch: Dieses Restaurant lag 20 Minuten entfernt im kleinen Ort Draga. Noch einmal ins Gebüsch abtauchen und dann waren wir auch schon da. Und tatäschlich hatte das Locanda Mario geöffnet!
Kurz nachdem wir uns im Garten einen Platz suchten, startete der Kulturschock. Wir waren nämlich nicht in irgendeiner Touristenpizzeria, sondern in einem echten italenischen Lokal. Und die Zeit schien sich ab jetzt langsamer zu drehen. Bis wir die Speisekarte bekamen vergingen einige Minuten. Da die Speisekarte logischerweise nur italienisch war und wir Pizza gar nicht und Pasta nur einmal gefunden hätten, war die Kellnerin so nett und hat uns jede einzelne Speise übersetzt erklärt. Als wir gleich zu Beginn Froschschenkel hörten und sie uns Sekunden später die leeren Schneckenhäuser des Nachbartisches unter die Nase hielt, hoffte man nur, endlich einmal etwas halbwegs Bekanntes zu hören. Schlussendlich bestellte jeder entweder Moussaka oder Pasta mit Pesto. Glück gehabt. Während der Zeit im Gastgarten hatten wir immer wieder Zeit die Gestikulationen und Konversationen der anderen Gäste zu verfolgen. Wir nahmen an, dass diese schon den ganzen Vormittag hier verbrachten und wahrscheinlich auch nicht so schnell nach uns das Gasthaus verlassen würden. Wahrscheinlich haben sie auch in der Zeit, als wir anwesend waren, mehr Worte gewechselt als wir während der ganzen Wanderung zusammen (und nein, wir sind nicht nur stumm durch die Gegend gelaufen). Das Essen war dann übrigens super!
Laut Plan war es nur mehr eine halbe Stunde bis zum Tagesziel. Auf dem Weg dorthin sollte uns ein landschaftliches Highlight der Tour erwarten: Das Rosandratal. Kombiniert man Mittelmeerflair und den Wilden Westen kommt dieses Tal heraus. Einige Meter ging es auf einem Bahntrassenradweg (ähnlich der Parenzana) durch einen Tunnel und danach steil bergab ins fast ausgestorbene Botazza. Dann wanderten wir dem Fluss entlang Richtung Rifugio Mario Premuda, der mit 82 Höhenmetern tiefstgelegenen Alpenvereinshütte in Italien. Auf dem Weg dorthin bot der Rosandrabach einige schöne Badeplätze, welche einige Triester als Rückzugsort zu ihrer Industriestadt nutzten.
Um 17 Uhr erreichten wir das Rifugio und die Häuser rundherum (den Ortsnamen weiß ich bis heute nicht). Heute waren die letzten Meter – im Gegensatz zum Tag davor – traumhaft angenehm. Obwohl es dort eh keine zehn Häuser gab, taten wir uns anfangs schwer unsere Unterkunft zu finden. Da sich unser Gastgeber aber sowieso verspätete, gönnten wir uns vor dem Check-In noch ein wohlverdientes Bier/Radler im Rifugio. Das zweite Bier gab es dann als Begrüßung in unserer Unterkunft, dem Torrente Rosandra (sehr zu empfehlen!). Schuhe aus, Socken aus, duschen, Zimmer lüften und so schnell es geht wieder ins Rifugio zum Abendessen. Der Geruch von fünf Paar frisch ausgezogenen Wanderschuhen hat seinen Teil dazu beigetragen. Aus „Respekt“ vor der italienischen Speisekarte wurde es bei Rufus und Gernot ein Schnitzel. Ihr werdet aber nicht glauben, was Rufus dann mit seinem Schnitzel aufführte… seht hier.
Tag 4
Für 7 Uhr bestellten wir das Frühstück. Als wir schon um 6:50 Uhr bereit waren, wartete ein voll gedeckter Tisch auf uns. Als wir 10 Minuten später schon halbwegs satt waren, staunten wir nicht schlecht als unser Gastgeber erst mit dem frischen Gebäck, Wurst und Käse bei der Tür hereinkam! Jetzt waren wir bereit für die letzten 17 km. Fünf Stunden wird die Tour laut Plan dauern. Und es wird bei weitem nicht das gemütliche Ausgehen, wie am letzten Tag der Parenzana. Nach ca. 20 Metern ging es von der Straße weg so steil bergauf, dass ich anfangs dachte, es sei der falsche Weg. Aber nein, hier ging es hinauf. Dieser Berg hatte es wirklich in sich: 400 Höhenmeter, konstant extrem steil, konstant auf Geröll. Immerhin hatten wir noch den Schatten auf unserer Seite. Als wir nach einer Stunde am höchsten Punkt waren, ging es genauso schnell wieder bergab.
Das Ziel nur mehr ein paar Hügel entfernt. Der direkte Weg wäre kürzer gewesen. Aber mit Abkürzungen hatten wir es nicht so.
Auch wenn dieses Gebiet viel dichter besiedelt war als die bisherige Route, spürte man auf den Wanderwegen nicht sehr viel davon. Man war großteils im Wald unterwegs. Als es nur mehr 6 km waren, sollten wir laut Karte die Autobahn queren. Natürlich wurde genau dort eine neue Auffahrt errichtet und der Weg war gesperrt. Da die Bauarbeiter (ohne Schmiergeld) auch nicht sehr hilfsbereit waren, mussten wir einen Umweg nehmen. Da dieses Verlassen der Route den Weg verlängerte, war dies natürlich kein Problem. Dann folgte eine unerwartete Überraschung: Wir durften ein paar hundert Meter auf dem von uns noch nicht begangenen Teil der Parenzana wandern, bevor wir den letzten Berg in Angriff nahmen. 150 Höhenmeter die es richtig in sich hatten: Eine Kombination aus brütender Hitze und schlechtem Weg. Aber es war nicht mehr weit. Mit schwindenden Kräften meisterten wir auch noch diesen Gipfel. Der Wasservorrat wurde auch schon knapp. Bisher hatte es keine Möglichkeit gegeben ihn aufzufüllen. Aber es waren jetzt nur mehr drei Kilometer eine Asphaltstraße bergab, mit ständigem Blick auf das Meer. Ab jetzt war es geschafft. Nur mehr ausgehen… vereinfacht gesagt, denn der harte Asphalt quälte die Füße noch einmal. Auf der letzten Pause legte sich Rufus so geschickt auf die Straße, dass sogar ein Auto anhielt, um zu fragen, ob es ihm gut ging.
Ein paar Minuten später waren wir in an unserem Ziel, der Altstadt von Muggia, angelangt. Bei der Unterkunft angekommen, mussten wir noch kurz auf die Gastgeber warten. Wir belagerten den Hauseingang wie Obdachlose (unser Körpergeruch korrelierte wahrscheinlich auch), doch innerlich fühlten wir die Erleichterung und Freude über das Geschaffte: 4 Tage, 93 km, 2800 Höhenmeter bei wolkenlosem Himmel und mindestens 30 Grad. Ironischerweise fragte uns unsere Gastgeberin, ob heute unser erster Urlaubstag wäre, weil wir so blass sind 🙂 . Im Il Calle Albano hatten wir den besonderen Luxus von vier (sic!) Stockwerken und drei Badezimmern und waren dabei trotzdem die einzigen Gäste. Wie bisher alle Unterkünfte, hatte auch diese einen besonderen Flair.
Nun war es an der Zeit für die wohlverdiente Pizza! Eine italienische Stadt am Meer mit 13.000 Einwohnern? Eine Pizzeria sollte eigentlich hinter, vor, neben und zwischen jeder Straßenecke sein. Da die Auswahl so riesig sein muss, suchte Gernot gleich die Bestbewertete aus und lotste uns raus aus der Altstadt zu einem Restaurant… welches seit einer Stunde geschlossen hatte. Obwohl Google es als geöffnet gekennzeichnet hatte… Es ging wieder zurück in die Altstadt auf die Pizzeria am Hauptplatz… wo die Küche gerade dicht gemacht hatte. Wir fanden dann nur mehr eine Take-Away Pizzabude vor. Daneben war dann zum Glück noch ein Restaurant, welches am Ende der Speisekarte „auch Pizza“ stehen hatte. Besser als gar nichts. Nach der obligatorischen Wartezeit vor der Bestellung, stellte sich heraus, dass die Pizza von der Pizzabude daneben in Kartons zur unserem Restaurent gebracht wurde, wo sie dann auf Tellern zu unserem Tisch fand. Wahrscheinlich werden nachmittags alle Restaurants in Muggia so mit Pizza versorgt. Prinzipiell eh keine schlechte Idee für einen Ort, wo zur Hauptsaison so viele Touristen sind, wie in Porec in der Vorsaison. Die Pizza war dafür sehr gut!
„Strand“ von Muggia mit Ausblick auf Triest
Abschluss
Am nächsten Tag ging es dann zu Mittag mit dem GoOpti-Taxi zurück zum Ausgangspunkt. Wir kreuzten immer wieder unsere Wanderroute. Dabei blickten wir auch ehrfürchtig auf den Nanos. Ich werde hier wahrscheinlich noch des Öfteren vorbeikommen. Jedes Mal werde ich an die Schmerzen, aber vor allem die Genugtuung und den Stolz auf den Gipfeln und den Tageszielen denken. Unsere Wanderungen waren nie einfach und sie sollen es auch nie sein. Nur an den eigenen Grenzen finden die schönsten Erfahrungen statt, aber auch nur wenn die richtigen Freunde dabei sind. Es war sehr schön und es hat mich sehr gefreut! Looking forward to 2018 🙂
Erkenntnisse
- „Abkürzungen werden nur dann genommen, wenn sie den Weg verlängern“
- Hat das Restaurant auf Google Maps keine Öffnungszeiten, hat es geschlossen wenn du kommst
- Hat das Restaurant auf Google Maps Öffnungszeiten, hat es vielleicht trotzdem geschlossen
- Wenn du in einem Lokal in Italien zu deinem Getränk kein Glas bekommst, frage nicht nach. Es wird schon noch kommen. Nur nicht nachfragen!
- Wenn dein Zimmer ein Vorzimmer hat, ist dies der optimale Platz für deine Wanderschuhe. Deine Nase wird es dir danken!
- Egal was ist, die Füße vor dem (Weit-)Wandern IMMER mit Hirschtalg eincremen. Ja, auch am ersten Tag.
- Schuhe eingehen nicht vergessen
- Besser Flip-Flops/Leichte Schuhe statt zuviel Ersatzkleidung mitnehmen
- Ein Buff ersetzt den Hut und vieles mehr!
Hier gibts alle Fotos.