Preber: Mit Schneeschuhen rauf und ohne hinunter

Bis vor zwei Jahren habe ich den April als Wandermonat völlig unterschätzt. Auf den Bergen liegt ja noch Schnee, da kommt man ja nicht hinauf, dachte ich mir. Dann habe ich über eine 3-tägige Dachstein-Überschreitung mit Schneeschuhen gelesen, und dass der April der beste Monat für Hochtouren sei. Die Saat war gesät. Dieses Jahr zu Weihnachten habe ich dann Schneeschuhe bekommen und es konnte geerntet werden!

Während im Hochwinter oft noch die coronabedingt leeren Skipisten lockten, ging der Winter ab Mitte März mit regelmäßigem Neuschnee und Sonnenschein in die Verlängerung. Als Grande Finale ging es nun am Sonntag auf den 2740 Meter hohen Preber im Lungau. Mit 1200 Metern Höhendifferenz und einer geplanten Aufstiegszeit von 3,5 Stunden die bisher längste Prüfung des Winters. Mein eigentliches Saisonziel, der Zirbitzkogel (2396 m) mit 750 Höhenmetern war dagegen eine gemütliche Tour.

Beim Start am Prebersee (1514 m) sieht man schon vom Parkplatz aus den Gipfel sowie den langen Anstieg über den weiß bedeckten Südhang, welcher mit kleinen schwarzen Punkten (Tourengehern) verziert ist. Zum Abmarsch stehen die Vorzeichen allerdings schon schlecht: Gernot hat seine Jacke vergessen, obwohl es am Gipfel -5° und Wind vorhersagt. Nach einigen Metern dann die nächste “Hiobsbotschaft”: Matzi’s Teleskopstöcke scheinen kaputt zu sein und er wird die Tour ohne Stöcke fortsetzen müssen. Als Warm-Up geht es gemütlich eine Forstraße bzw. die großteils schneebedeckte Abfahrtspiste zur Preberhalterhütte (1862 m) hinauf. Dieser Teil ist noch gut ohne Schneeschuhe begehbar.

Nach der Hütte geht es über Almwiesen, bis wir dann auf ca. 2000 m die Schneeschuhe anschnallen. Von nun an beginnt der monotone Marsch über den immer steiler werdenden Hang Richtung Gipfel. Meter für Meter. Halbzeit. Weiterkämpfen. Noch 400 Höhenmeter. Wolken und Windböen ziehen den Berg entlang, aber Sekunden später hat die Sonne wieder überhandgenommen. Auf den umliegenden Hängen hört man immer wieder Freudenschreie von abfahrenden Tourenskifahrern. Noch 150 Meter. Nur mehr über diese Kuppe, dann ist das Gipfelkreuz in Sicht. Schritt für Schritt. Die letzten Meter. Geschafft!

Am Gipfel wartet ein Traumpanorama über den gesamten Lungau, die Niederen Tauern und dem Grimming im Hintergrund. Während wir die Zeit genießen, kommt aber schon die Frage auf: Wie kommen wir jetzt eigentlich wieder runter? Mit den Schneeschuhen würde es schon gehen, aber… gibt es keine bessere bzw. lustigere Lösung?

Der Schnee hält, keine Steine in Sicht und es ist nicht so steil, dass man irgendwie nicht mehr Bremsen könnte. Nur blöd, dass die Hose nicht rutscht. Kurze Zeit später rutschten wir am Bauch den Hang hinunter! In nur 20 Minuten ging es 600 Höhenmeter bergab. Am Ende waren wir durchnass, aber um die Erkenntnis reicher, dass es auch ohne Tourenski hinunter Spaß macht!

PS: Am Ende hat sicht herausgestellt, dass Matzi’s Stöcke doch nicht kaputt waren 🙂

Auch veröffentlicht auf story.one


© 2009-2020 Die Rot-Weiß-Rote Brille Impressum